Als die Neue Künstlerkolonie Brannenburg, deren Mitglied ich seit langem bin, eine Ausstellung in der Erlöserkirche Rosenheim plante, waren die Vorgaben eine gewisse Herausforderung. Ist das Thema ‚Mensch und Schöpfung‘ noch recht weit interpretierbar, so war die Formatvorgabe von 160x160 cm absolut eindeutig.

Ein Bild in dieser Größe ist recht unhandlich, eine Leinwand muss angefertigt werden und deren Transport im offenen Hänger ist eine reine Schönwetterveranstaltung, auf die man sich in unseren Breiten besser nicht verlässt. Auch ein Acrylbild ist ja nicht grenzenlos wetterfest. Als weitere Einschränkung kam hinzu, dass die vorhandenen Haken zu verwenden waren, um die Kirchenwand nicht mit Nägeln und Haken zu verunzieren. Hier war Kreativität in künstlerischer wie technischer Richtung gefragt.

Ich ging zuerst an die Lösung der technischen Probleme. Wenn ein großes Bild nicht ‚'tragbar' ist, müssen es halt mehrere werden. Nach vielen Entwürfen und Planspielen am Atelierboden ergab sich, dass eine Reihung von 3x3 Bildern a 50x50 cm mit je 5cm Zwischenraum die harmonischste Variante ergab. Mehr Bilder hätten zu einem Mosaikcharakter geführt und weniger Bilder das Einzelbild zu sehr betont.

Mein Ziel war es, ein Gesamtbild zu schaffen, das aber den einzelnen Bildern Raum gibt, so dass auch jedes dieser Einzelbilder für sich alleine bestehen kann. Man könnte also sagen der Ansatz war wie in einem guten Team. Jeder ist selbstständig, aber zusammen gibt es ein Gesamtergebnis, das mehr als die Summe der Einzelteile ist.

Soweit der formale technische Teil der Aufgabe. Als der Titel der Ausstellung mit ‚Mensch und Schöpfung‘ festgelegt war, war mein erster spontaner Einfall für einen Bildtitel‚… 'der Himmel und Erde geschaffen hat‘'. Da ich nicht wirklich bibelfest bin, ergab erst googeln, dass es sich hierbei um ein Psalmfragment handelt -– wie passend. Und ebenso spontan wusste ich, dass das Bild in einem strahlenden, lichterfüllten Gelb  entstehen sollte.

Ich verband die neun Leinwände mit elastischen Metallschienen, das hielt sie zwar zusammen, aber das Ganze war so instabil, dass nur auf dem Boden gearbeitet werden konnte. Eine Herausforderung für K&K (Kreuz und Knie). Erst als der grundlegende Entwurf ausgeführt war, konnten die Einzelbilder in konventioneller Art weiter ausgearbeitet werden. Meist arbeite ich völlig abstrakt, aber ab einem bestimmten Zeitpunkt übernahm das Bild die Führung und es entstanden Gebirgslandschaften und ein Himmelsgewölbe, konform mit dem geplanten Titel ‚… der Himmel und Erde geschaffen hat‘. Natürlich nahm der Malprozess die meiste Zeit in Anspruch, ist aber schwer beschreib- und vermittelbar.

Mit Hilfe meines Mannes entstand dann auch eine Trägerkonstruktion, die einen einfachen Transport und eine Hängung mit nur zwei Haken erlaubt. Ohne die Situation vor Ort wirklich ausmessen zu können brachten wir auf Verdacht die Schwerlastösen an, um zu Hause Wirkung und Stabilität zu testen. Das Glück war uns mehr als hold. Beim Transport war das Wetter trocken und die Ösen passten perfekt auf die vorhandenen Haken.

Die Ausstellung der Neue Künstlerkolonie Brannenburg in Kirche und umgebenden Garten hat allen Beteiligten Freude gemacht und fand viel positives Echo.


Raumsituation in der Erlöserkirche